Demnächst erscheint Pokémon Go für iOS und Android in Deutschland. Ich habe das Spiel bereits vor einigen Tagen aus dem australischen AppStore geladen und ausprobiert. Hier möchte ich euch eine kleine Review geben.
Wenn ihr mal eine App braucht, die es im Store eures Heimatlandes nicht gibt, gibt es einen relativ einfachen Weg trotzdem an diese zu kommen. Hierfür müsst ihr euch für das jeweilige Land eine weitere AppleID registrieren. Hier ein paar Beispiellinks:
- Australien: https://appleid.apple.com/au#!&page=create
- China: https://appleid.apple.com/cn#!&page=create
- Japan: https://appleid.apple.com/jp#!&page=create
- Vereinigtes Königreich: https://appleid.apple.com/uk#!&page=create
Die Sprache des jeweiligen Landes zu verstehen hilft natürlich. In der Regel müsst ihr bei der Registrierung Adress- und Telefondaten eingeben. Hier hilft zum Beispiel ein Adressengenerator: http://www.fakenamegenerator.com/gen-random-au-au.php.
Selbstverständlich verstößt das gegen Apples Nutzungsbedingungen. Ihr riskiert im Zweifel, dass euch der neu registrierte Account wieder gesperrt wird, wenn der Schwindel auffällt. Da wir den Account aber nur für einen kurzen Download brauchen, ist das Risiko nicht allzu groß.
Nach der Registrierung könnt ihr über Einstellungen > iTunes & App Stores mit dem neuen Account anmelden und nach dem Download wieder in euren Stammaccount wechseln.
Vorweg gesagt: Das ganze Spiel ist noch recht jung und kommt frisch aus der Beta-Phase. Gefühlt steckt es aber auch noch genau dort: Spielabstürze, sporadische Logouts und unereichbare Spielserver waren keine Seltenheit. Als Programmierer kann ich bei so frischer Software aber darüber hinwegsehen, zumal ich den Eindruck habe, dass da grade noch viel passiert und an der Stabilität gearbeitet wird.
Das Spiel verlangt eine Registrierung oder einen Login via Google-Konto, anschließend geht's auch schon zum Setup des eigenen Spiele-Charakters. Freunde von sensiblem Umgang mit dem Thema Geschlechter und Geschlechterrollen wird die Umsetzung in diesem Fall gefallen: Statt zwischen ♂ und ♀, kann man zwischen zwei grundsätzlichen Erscheinungsbildern wählen - eines eher jungen- das andere eher mädchenhaft. Wobei sich letzteres nicht durch ein pinkes Kleid, Schleifchen im Haar oder auch grenzwertig kurze Kleidung (siehe Misty) ausdrückt.
Danach lassen sich noch ein paar farbliche Details an Körper und Kleidung anpassen und natürlich ein Name festlegen, der im Pokémon-Go-Universum unter allen Spielern eindeutig sein muss (Ash ist schon vergeben).
Zuletzt dürft ihr noch zwischen den klassischen Kanto-Start-Pokémon wählen: Bisasam, Glumanda und Schiggy. Ich habe mich für die Schildkröte entschieden.
Das Spiel macht euch direkt klar, dass es wenig mit auf-dem-Sofa-sitzen zu tun hat. Um Pokémon zu fangen, müsst ihr den Hintern hochkriegen und draußen herumlaufen. Ihr lauft dabei auf einer Karte, die eurer echten Umgebung entspricht. Dort tauchen von Zeit zu Zeit Pokémon auf. Tippt ihr auf sie, wechselt ihr in die AR-Ansicht (Augmented Reality).
Nun gilt es das Geschöpf einzufangen. Hierfür habt ihr zum Start einige Pokébälle erhalten. Wischt den Ball mit richtig dosiertem Schwung auf euer Ziel, bis ihr es getroffen habt. Manchmal entkommt das Pokémon dem Ball wieder, dann könnt ihr es weiter versuchen. Hierbei sind nicht alle Pokémon gleich schwer zu fangen. Einige bewegen sich flink über den Bildschirm oder haben realtiv kleine Zielkreise, die ihr mit dem Pokéball treffen müsst.
Seid ihr erfolgreich, gehört es euch und natürlich führt der Pokédex wie gehabt Buch darüber welche Arten ihr bereits gesehen und besessen habt.
Gegen die wilden Pokémon kämpfen könnt ihr leider bisher nicht. Fangen oder weglaufen, sind die einzigen Optionen die ihr habt.
Bisher sind mir nur Pokémon der Kanto-Region (also der ursprünglichen 151) über den Weg gelaufen - vorwiegend die üblichen Pokémon aus der Startregion: Rattfratz, Taubsi und so weiter - ab und zu gibt's aber auch mal Traumato, Smogon, Evoli (davon habe ich noch keins gefangen) und andere.
Eure Pokémon haben verschiedene Eigenschaften und Werte, wie z.B. die WP (= Wettkampfpunkte), die die allgemeine Kampfstärke des Exemplars angeben. Um die Werte zu steigern, gibt es die Resourcen Sternenstaub und Bonbons, wobei sich die Bonbons immer auf eine bestimmte Pokémon-Art beziehen. Wollt ihr ein Pikachu stärken braucht ihr hierfür Pikachu-Bonbons - die bekommt ihr wenn ihr weitere Pikachus fangt und auch wenn ihr (doppelte) Pokémon zum Professor schickt (was in Pokémon Go anders als in den früheren Spielen zu bedeuten scheint, dass diese dann für euch verschwunden sind!). Sternenstaub bekommt ihr allgemein für das Fangen von Pokémon oder andere Erfolge/Ereignisse.
Weiterentwicklung funktioniert ähnlich: Hier kommen nur die Pokémon-Bonbons zum Einsatz. Fangt ihr z.B. einige Hornlius, habt ihr schnell die nötigen Bonbons zusammen um es zu einem Kokuna weiterzuentwickeln.
An festen Punkten auf eurer Karte gibt es sogenannte PokéStops. Zum Beispiel dieses Reifenmännchen:
Wenn ihr in die Nähe eines PokéStops kommt, könnt ihr in der App darauftippen, an einem Rädchen drehen und bekommt dann ein paar Belohnungsitems. Nach ein paar Stunden lässt sich der PokéStop wieder abschöpfen. Wenn man einen solchen PokéStop in der Nähe oder auf dem täglichen Weg hat, ist das eine gute Sache. Habe ich leider nicht.
Durch das Fangen von Pokémon und sonstige Spielerfolge steigt ihr als Trainer in Leveln auf. Habt ihr Level 5 erreicht, dürft ihr eine Arena besuchen. Das sind ebenfalls feste Punkte auf der Karte. Wenn ihr etwas unterwegs wart, habt ihr vielleicht schon eine in eurer Nähe entdeckt. Wenn ihr zum 1. mal in einer Arena seid, müsst ihr euch für ein Team entscheiden. Davon stehen drei zur Auswahl und ihr schließt euch somit einer von drei großen weltweiten Trainergruppen an.
- Team Intuition (gelb)
- Team Weisheit (blau, hier sind die coolen Kids 😉)
- Team Wagemut (rot)
Eine freie Arena könnt ihr mit einem Pokémon besetzen und sie für euer Team einnehmen. Mangels anderer Mitspieler war es das für mich an dieser Stelle schon, sobald sich aber andere Mitspieler in eurem Gebiet befinden oder dort hinverirren werdet ihr um diese Arenen konkurrieren (bzw. euch gegenseitig den Rücken stärken, wenn ihr aus dem gleichen Team seid).
Hier scheinen dann Kämpfe zum Einsatz zu kommen, zu deren Ablauf ich leider noch nichts sagen kann.
Das Spielprinzip das sich um die Arenen erstreckt ist nicht neu - man fühlt sich schnell an Ingres erinnert, das vor ein paar Jahren im Android-Lager der Renner war. Das ist kein Zufall, denn hinter beiden Spielen steckt die Spieleschmiede Niantic - eine frühere Google Tochter. Mich persönlich spricht dieses Prinzip weniger an - zumal es für mich nichts mit der eigentlichen Pokémon-Logik zu tun hat. Kämpfe um Orden gegen Arenaleiter wären hier vielleicht passender gewesen.
Da das Spiel selbst kostenlos ist, kommt man natürlich um dieses Thema nicht herum und leider wurde hier genau das umgesetzt was ich im Voraus befürchtet hatte: Der Spieler soll per In-App-Käufen eine In-App-Währung (Goldmünzen) kaufen mit der sich dann im Spiel Resourcen wie Pokébälle und Sternenstaub (siehe oben zum Thema Trainieren) besorgen lassen.
Ich habe überhaupt kein Problem damit Geld für ein gutes Spiel hinzulegen - besonders auch für dieses. Aber bei diesem Vertriebsmodell bin ich grundsätzlich raus. Das ständige Drangsalieren des Spielers er solle Geld nachwerfen finde ich einfach nur nervtötend und demotivierend. Das raubt mir sämtlichen Spielspaß. Ich möchte einfach gerne einmal bezahlen und mich dann auf das Spiel einlassen dürfen. Aber leider ist dieses Modell seit Jahren der große Renner, da sich anscheinend immer genügend Leute melken lassen.
Natürlich bin ich jetzt auch schon an dem Punkt an dem Pokébälle knapp sind und ich demnach zum nächsten PokéStop tingeln müsste um mir dann ca. 3 Bälle abzuholen, mit denen ich im Schnitt ein bis zwei Pokémon fangen kann. Oder ich kann eben Geld einwerfen. Das werde ich nicht und ich befürchte, dass sich das Spiel jetzt dementsprechend schnell für mich erledigen wird.
Leider macht mir das Geschäftsmodell das ganze Spielvergnügen kaputt. Der Rest ist absolut vielversprechend und ich gehe davon aus, dass das Spielprinzip in Zukunft noch erweitert wird. Leider besteht kaum Hoffnung, dass Niantic sich noch besinnt und das Spiel weniger abhängig von In-App-Käufen macht.