Aus Gründen, über die ich mir selbst nicht ganz klar bin, verspüre ich einen starken Drang, meine politische Meinung zu teilen. Deshalb hier ganz kurz:
Netzkompetenz: Ich habe die Nase absolut voll davon, dass Leute ohne jede Kenntnis von der Sache Gesetze zur digitalen Gesellschaft erfinden. Dass die Piraten in technischer, aber auch juristischer Kompetenz hier ganz weit vorne liegen, bestreitet wahrscheinlich niemand.
Bürgerrechte: Das scheint ein Thema zu sein, das den meisten Bürgern – und in der Folge insbesondere den sogenannten „Volksparteien” – vollkommen egal oder sogar ein Dorn im Auge ist. Bei den Piraten sehe ich hier das mit Abstand klarste Bekenntnis.
Transparenz: Während die Piraten Privatsphäre für Bürger und völlige Transparenz für den Staat und seine Organe fordern, scheint es insbesondere unserer Regierung genau andersherum lieber zu sein.
Beeinflussung der Anderen: Ob die Piraten nun in den Bundestag kommen oder nicht: ein gutes Wahlergebnis wird – genau wie es vor ein paar Jahrzehnten bei den Grünen mit dem Umweltschutz war – die anderen Parteien motivieren, Piratenthemen zu ihren eigenen zu machen.
Überzeugung: Klar kann man taktisch wählen, aber wie soll sich dann jemals etwas Grundlegendes ändern? Wenn ich die Parteiprogramme lese oder Dinge wie den wahl-o-mat benutze, kommen mit großem Abstand die Piraten auf Platz 1. Wieso sollte ich sie dann nicht wählen?
Die häufigsten Gegenargumente, die ich höre, sind: 1. Die Ziele der Piraten sind gut, aber das Personal total daneben und 2. eine Ein-Themen-Partei bringt doch nichts. Das erste lässt sich auf äußerst leichte Weise entkräften, denn eine Partei, in der es weniger Vollpfeifen und vor allem skrupellose Opportunisten gibt, habe ich bisher nicht nicht gefunden. Das zweite empfinde ich als Vor- und nicht als Nachteil: Dass die Piraten bei diversen Themen zugeben, noch keine innerparteiliche Mehrheitsmeinung gefunden zu haben, ist erfrischend ehrlich und völlig akzeptabel (und nebenbei stimmt das auch inhaltlich gar nicht mehr wirklich, wie ein Blick ins Programm zeigt).
Meine Stimme bekommen sie.
Stefan Tilkov, @stilkov
Genau so habe ich vor 4 Jahren auch gedacht! Das Problem ist nur dass die Piraten seit dem absolut rein gar nichts auf die Kette bekommen haben, und zu allem Überfluss auch noch die ihnen allgemein zugesprochene Kompetenz in keinster Weise bewiesen haben. Ich bin sogar aus der Partei ausgetreten, weil mir das vollkommen weltfremde und unrealistische Geschwafel von siffigen Nerdtrotteln, die noch nie einen Tag im Leben gearbeitet haben, aber polemische "Ziele" wie "Gras legalisieren", "Mindesteinkommen" und "kostenlos Bahn fahren" rasugrölen, total auf die Eier gegangen sind. Das hat 1.) nichts mit Netzkompetenz zu tun und 2.) schreiben die das einfach so auf ihre Wahlplakate, ohne davon auch nur die geringste Ahnung zu haben. Glaub mir, ich hab da lange selbst mitgemacht. Da wollen Leute, die kaum das Abi geschafft haben und mit 30 bei ihrer Mutter wohnen ein Land regieren, aber verpeilen selbst die simpelsten Sachen. Die Klischees vom weltfremden Nerd werden leider komplett bestätigt. Leider Leider Leider. So sympathisch mir die Grundidee von einer netzkompetenten Partei ist, trotzdem sind die Piraten keine richtige Partei. Es ist ein loser Haufen von verkifften Studenten, die weder theoretisch noch praktisch IRGENDetwas bewegen.
Übrigens: Nur weil etwas populär ist, ist es nicht richtig. Alle bashen die Geheimdienste, die Atomlobby, die Polizei, die böse böse Bahn, etc. ... Richtig wäre es nicht gleich Hitler-mäßig mitzuschreien sondern Experten ranzuholen, die pro- und contra abwägen. Diese ganze Anti-NSA-Bewegung zeugt von völligem Unverständnis darüber, wie die Welt funktioniert, wie Geheimdienste arbeiten und warum sie unfassbar notwendig sind.
Die Alternative wäre, hochkompetente Leute in die Großparteien zu holen, warum zB sollte man nicht 5 Professoren darüber entscheiden lassen ?
Gruß
Chris